Vortrag zu den neuen Erkenntnissen; die Anfänge der Zinngewinnung im Erzgebirge
Dresdner Archäologe berichtet in Ehrenfriedersdorf über Grabungsprojekte und erste Ergebnisse im sächsisch-böhmischen EU-Projekt ArchaeoTin
Aufmerksam folgten rund 45 montanarchäologisch interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer am 22. August in der Schachthalle der Zinngrube Ehrenfriedersdorf den Ausführungen von Dr. Matthias Schubert. Der Archäologe aus dem sächsischen Landesamt für Archäologie berichtete über methodische Herangehensweisen und aktuelle Ergebnisse von Grabungen, die er im Rahmen des EU-Projekts ArchaeoTin seit gut einem Jahr an ausgewählten Stellen im Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krusnohori mit seinem Team durchführt.
Es ist heute weder finanzierbar noch ökologisch vertretbar, großflächig die Erde aufzubuddeln. Die Methode der Wahl sind punktuelle, ressourcenschonende Sondierungsgrabungen. Doch wie finden die WissenschaftlerInnen heraus, wo sich das lohnen könnte? In den bekannten Zinnseifenlagerstätten im Erzgebirge wurde der wertvolle Rohstoff fast überall über Jahrhunderte abgebaut, so dass häufig jüngere Aktivitäten ältere überprägt und zerstört haben. Als zielführend hat sich erwiesen, an Stellen zu graben, die im Laufe der Zeit in Vergessenheit gerieten. So weisen nun Datierungen von Holzkohlen aus einer Grabung in der Sauschwemme bei Eibenstock darauf, dass hier bereits vor rund 2800 Jahren Zinn ausgeseift wurde. Sollten weitere anstehende Untersuchungen diese Befunde bestätigen, wäre das archäologisch und kulturhistorisch eine kleine Sensation.
Besonders spannend fanden die dem Vortrag lauschenden lokalen Bergbauhistoriker Funde aus einer Rettungsgrabung im Greifenbachtal. 2023 mussten hier im Zuge der Sanierung des Ablaufgrabens zur Hochwasserentlastung am Greifenbachstauweiher sehr schnell Keramikfunde, verschlackte Ziegelbruchstücke, alte Kunstgräben und die Überreste eines Fundaments dokumentiert und gesichert werden. Hier scheint eine Schmelzhütte gestanden zu haben. Erste Datierungen der Funde deuten in das 13. bis 15. Jahrhundert. Die metallurgischen Untersuchungen der Schmelzofenüberreste weisen hohe Gehalte von Zinn und Arsen auf. Das heißt: Hier wurde Zinn aus dem Tiefbau weiterverarbeitet. Sollten weitere Analysen eine spätmittelalterliche Datierung bestätigen, wäre diese Schmelzhütte die älteste bisher im Erzgebirge nachgewiesene.