Projektpartnertreffen ArchaeoTin in Boží Dar
Bereits zum dritten Mal sind die sieben Partner des sächsisch-tschechischen EU-Interreg Projektes ArchaeoTin - Archäologie im Welterbe – Zinnbergbaulandschaften zusammengekommen, um sich über den Stand ihrer Arbeiten auszutauschen. Gastgeber war diesmal das Institut für archäologische Denkmalpflege Nordwestböhmens in Most (ÚAPP). Im Konferenzsaal des Rathauses im traditionsreichen tschechischen Bergbau- Ski- und Erholungsort Boží Dar, stellte jeder Projektpartner seine bisherigen Aktivitäten für das Projekt, erste Ergebnisse und weitere Planungen vor.
So konnte das Landesamt für Archäologie Sachsen (LfA) bereits erste Ergebnisse zu den Anfängen des Seifenbergbaus in der Fundstelle, Sauschwemme am Auersberg bei Johanngeorgenstadt, präsentieren. Das Ústav archeologické památkové péče (ÚAPP Most) stellte erste Geländeuntersuchungen in den Seifenrelikten des böhmischen Erzgebirges vor. Spannend ist ein bisher nicht publiziertes Bergbuch aus Graupen von 1512, dessen Auswertung die Kollegen aus Most in Kooperation mit der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität aus Ústí nad Labem anstreben, die als assoziierter Partner in das ArchaeoTin-Projekt eingebunden ist. Schwerpunkte des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München sind Pollenanalysen zur Rekonstruktion der Landschafts- und Vegetationsgeschichte im Erzgebirge. Auch Untersuchungen zum Einfluss des Bergbaus auf die Umwelt in unterschiedlichen Epochen und ihre kulturgeschichtliche Einordnung im Kontext des Zinnseifens gehören zu den Aufgaben der LMU München. Dazu wurden bereits Bohrkerne aus dem Hochmoor des Kleinen Kranichsees (nahe der Sauschwemme) und im Seifenmoor neben der Fundstelle Schellerhau entnommen. Das Alter der genommenen Proben wird mit Hilfe der Radiokarbonmethode ermittelt. Die Marsaryk Universität aus Brno (MUNI) präsentierte den aktuellen Arbeitsstand von palynologischen Untersuchungen auf der böhmischen Seite des Erzgebirges sowie archäometallurgische Analysen von Schmelztiegeln vom Fundort Horni Krupka, an denen Rückstände von Schlacke nachgewiesen wurden. Ofenfragmente aus der letztjährigen Grabung des LfA im Greifenbachtal (Ehrenfriedersdorf) werden auf ähnliche Rückstände von der MUNI untersucht. Die Wissenschaftlerinnen der Professur für Waldwachstum und Produktion von Holzbiomasse der TU Dresden in Tharandt, stellten erste Ergebnisse von Holzkohleanalysen (Anthrakologie) aus historischen Meilerplätzen im Kommunalwald von Ehrenfriedersdorf vor. Diese dendrochronologischen und anthrakologischen Forschungen dienen der Rekonstruktion der Waldgeschichte und der zeitlichen Einordnung bergbaulicher Aktivitäten. Die Projektpartner der Museen von Ehrenfriedersdorf und Teplice, die im Projekt die Ergebnisse in einer Wanderausstellung zum Zinnbergbau präsentieren werden, stellten den aktuellen Konzeptstand vor. Neben den geomontanarchäologischen Methoden zur Erforschung der prä- und historischen sowie kulturellen Entwicklung des Zinnbergbaus, soll in der Ausstellung u.a. auch seine soziokulturelle und ökonomische Bedeutung multimedial erlebbar gemacht werden.
Der zweite Tag stand ganz im Austausch mit Vertretern der assoziierten Partner. Mit dem Tourismusverband Erzgebirge e.V., der Destinationsagentur Krušné Hory, dem Welterbe Montanregion Erzgebirge e.V. und der Montanregion Krušné Hory o.p.s., wurden Ideen entwickelt, wie das Projekt in das lokale und regionale Tourismusmarketing im Kontext des UNESCO Welterbes „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“ eingebunden werden kann. Im Fokus stehen hierbei öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen in den Welterbe-Regionen, spezielle Gästeführerqualifizierungen und museumspädagogische Angebote zur Geschichte des Zinnseifens.
Möglichkeiten einer fachlichen Unterstützung des Projektes wurden mit den assoziierten Partnern vom Department of Archival Science and Auxiliary Sciences of History der J-E-P-Universität aus Ústí nad Labem, des Archäologischen Institutes der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag und des Tschechischen Nationalen Instituts für Denkmalpflege mit der Außenstelle Loket ausgetauscht.
Zum Abschluss stand eine gemeinsame Exkursion unter der Leitung von Krystof Derner (ÚAPP Most) in die nur wenige Kilometer entfernte Zinnseife (Zaječí hora) am Rammelsberg führte.